Evidenzbasierte Medizin

(Evidenz (lat. evidentia ‚Augenscheinlichkeit‘) bezeichnet:


  • als Begriff aus der deutschen Philosophie die Augenscheinlichkeit,
  • das argumentative Gewicht von Aussagen, die durch wissenschaftliche Ergebnisse untermauert sind > Empirie und Evidenzbasierte Medizin
  • eine rhetorische Figur >Evidenz (Rhetorik)
  • im rechtlichen Sinne der Beweis durch richterlichen Augenschein
  • als betriebswirtschaftlicher Begriff die Herleitung und Darstellung eines Lagerbestandes >Evidenz (Lagerbestand)

 

Definiert wird evidenzbasierte Medizin (EbM oder EBM) ursprünglich als der bewusste, ausdrückliche und wohlüberlegte Gebrauch der jeweils besten Informationen für Entscheidungen in der Versorgung eines individuellen Patienten [D. Sackett und Kollegen (1996) current best evidence in making decisions about the care of individual patients. The practice of evidence-based medicine means integrating individual clinical expertise with the best available external clinical evidence from systematic research ...”.]. EbM beruht demnach auf dem jeweiligen aktuellen Stand der klinischen Medizin auf der Grundlage klinischer Studien und medizinischen Veröffentlichungen, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen – die sogenannte externe Evidenz.

 

In der klinischen Praxis der EbM bedeutet dies die Integration individueller klinischer Expertise mit der besten, verfügbaren, externen Evidenz aus systematischer Forschung; sie schließt auch die Patientenpräferenz mit ein.(Anm. An der Findung der AWMF S 3 Leitlinien: Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden wurden Patientenvertreter zu ME/CFS nicht beteiligt.

Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“) ist eine jüngere Entwicklungsrichtung in der Medizin, die ausdrücklich die Forderung erhebt, dass bei einer medizinischen Behandlung patientenorientierte Entscheidungen nach Möglichkeit auf der Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden sollen.

 

Die Bezeichnung Evidenz wird in diesem Zusammenhang auf das Begriffsfeld von evidence im Englischen bezogen und so als "Nachweis" oder "Beleg" verstanden, was nicht mit der Bedeutung von "Evidenz" im Deutschen übereinstimmt.(Quelle: Wikipedia)

 

(Anm:Eine solche Evidenz liegt bei der britischen Pace Studie bei näherer Betrachtung des Studiendesigns nicht vor siehe Stellungsnahme Pace Trial >Videos)

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag Nr. 30/10 (27. April 2010)
Aktueller Begriff Evidenzbasierte Medizi
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Kritik:

...Insbesondere im Bereich der Psychotherapie werden aufgrund von Forschungsmoden bestimmte Therapieverfahren und -methoden intensiver beforscht, andere jedoch vom professionellen universitären Forschungsbetrieb eher ausgeschlossen. Es kann bei Kostenträgern der Eindruck entstehen, dass die von der Forschung bevorzugten Therapiemethoden ernstzunehmender seien, als die, zu denen keine, wenige oder lediglich schlechte Studien vorliegen. Das Fehlen von Forschungsinteresse nicht zuletzt aufgrund fehlender finanzieller Forschungsressourcen in Bezug auf Methoden, die nicht im gegenwärtigen Mainstream liegen, ist jedoch nicht für deren Unwirksamkeit beweiskräftig. Trotzdem werden von Kostenträgern des Gesundheitssystems mit der Forderung nach evidenzbasierten, d.h. viel beforschten Methoden, die wenig beforschten Verfahren aus dem System ausgeschlossen und weiter verdrängt...

 

...An ihre Grenzen stößt die EbM, wenn zu wenige Nachweise und Studien vorliegen...

(Quelle Wikipedia)

Dr. med. Gunver S. Kienle und Dr. med. Helmut Kiene vom Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie, am 02.12.2005 im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT publizierten EbM folgendes:

 

...Neutrale Therapiebewertung, die sich nicht primär an der eigenen Voreingenommenheit orientiert, sondern verschiedene Evidenzen fachkundig, systematisch und kritisch aufbereitet, ist fraglos wünschenswert. Dies ist ein Ziel der Evidenzbasierten Medizin (EbM). Kriterien für EbM sind Transparenz und Systematik in Literatursuche, Literaturauswahl, Evidenzbewertung und Darstellung. Auch für das Wissens-Empowerment von Patienten sind sachliche und transparente Therapieinformationen sinnvoll und politisch erwünscht.

 

Abgesehen davon, dass viele Mediziner die universale Tauglichkeit der Methoden von EbM auch kritisch hinterfragen, erweist sich, dass nicht alles EbM ist, was sich als solches tituliert. Die bloße Etikette garantiert weder die Methodik noch die dazu nötige Qualität. Die inflationäre Verwendung des zu großer Beliebtheit avancierten EbM-Begriffs birgt auch Gefahren; bisweilen scheint die nominelle Anpreisung von EbM der Ersatz zu sein für die dazugehörige Notwendigkeit wissenschaftlicher Arbeit....(Auszug)

Evidenzbasierte Leitlinien – Risiken und Chancen G. Ollenschläger Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung – Deutsches Leitlinien-Clearingverfahren Beitrag für den Tagungsband XIII. Kölner

...In der Literatur besteht Konsens darüber, dass Akzeptanz und damit die Wirksamkeit von Leitlinien ganz wesentlich von deren Qualität abhängen [Europarat 2, Grol 15]. Allerdings entspricht die Mehrzahl der in den deutsch- und englischen Sprachbereichen publizierten Leitlinien nicht den internationalen methodischen Standards [Cluzeau 16, Helou 17, Shaneyfelt 18].


Die Qualitätsdefizite betreffen im allgemeinen

  • Autorschaft, Konsens- und Auswahlverfahren für Empfehlungen, Unabhängigkeit von Interessierten Kreisen (häufig nicht beurteilbar)
  • Belege für Empfehlungen (unzureichende Dokumentation von Quellen, Recherchestrategie, Auswahlverfahren, Verknüpfung von Empfehlungen und Belegen)
  • Angaben zum Umfang von Nutzen und Kosten der Empfehlungen (fehlen meist).
  • Angaben über Disseminierung und Implementierung (fehlen meist)....

(Auszug)