Lexikon V bis Z
Variabilität
bezeichnet allgemein das Veränderlichsein und in der Biologie speziell die Unterschiede zwischen Individuen einer Art: Genetische Variabilität und Phänotyp/Phänotypische Variabilität.
Als genetische Variabilität wird in der Biologie die Unterschiedlichkeit von Individuen (aber auch von Zellen, Programmen, Funktionen, Strukturen oder Strategien) bezeichnet, soweit sie auf
Unterschieden in den Erbanlagen (dem Genom) beruht. Der genetischen wird die modifikatorische Variabilität gegenüber gestellt, die all jene Unterschiede zusammenfasst, die auf Umwelteinflüssen
beruhen. Genetische Variabilität zeigt sich also in einer beobachtbaren Unterschiedlichkeit von Lebewesen, dem Phänotyp. Aber auch auf zellulärer oder molekularer Ebene, dem Genotyp, spricht man
von genetischer Variabilität. Hiermit sind die Unterschiede in den genetischen Informationen selbst angesprochen. Als Faustformel gilt: je geringer die genetischen Unterschiede zwischen zwei
Individuen sind, desto enger sind diese miteinander verwandt.
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Viral
Synonym: durch Viren verursacht
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Virale Infektion
Wenn ME ausbricht, klagen die Patienten oft über grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Fieber, schmerzhafte Lymphknoten, Muskel-und Gelenkschmerzen. Forscher haben
versucht, Krankheitserreger oder krankmachende Organismen zu finden, die als Kandidaten für die Ursache des ME infrage kommen könnten. Dazu gehören verschiedene Typen von Herpesviren,
Grippeviren, Retroviren, das Coxsacki-B-Virus, Bornaviren, Hepatitis-C-Viren, Parvoviren, Mykoplasmen und chronische Rickettsien-Infektektionen. Tatsächlich haben Forschungsarbeiten belegt, dass
manche Patienten nach einer akuten Infektion wie etwa der Mononukleose, die durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst wird, ME entwickeln. (Siehe Dubbostudie)
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Virus
Viren sind kleine, organische Strukturen. Sie haben keinen Stoffwechsel und können sich nur in speziellen Wirtszellen vermehren. Das gelingt ihnen, indem sie ihre Erbsubstanz in die Erbsubstanz
der Wirtszelle einschleusen. Die Wirtszelle bildet dann alle Teile, aus denen das Virus zusammengesetzt ist, und schadet damit gelegentlich sich selbst und dem Organismus, dem sie angehört. Die
Wissenschaft, die sich mit den Viren beschäftigt, ist die Virologie.
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Visuelle Anpassung/Störung
Visuelle Wahrnehmung, auch Gesichtssinn oder Sehen: Dient der Wahrnehmung von visuellen Reizen wie z. B. Helligkeit, Farbe, Kontrast, Linien, Form und Gestalt, Bewegung und Räumlichkeit. Das
zuständige Sinnesorgan ist das Auge. Besonders in künstlerischem Kontext bezeichnet man ein wahrgenommenes Bild oder eine Szene als Sehereignis. Schwierigkeiten mit der visuellen Anpassung und
der Fokussierung des Blickes, verschwommenes Sehen oder Doppelbilder und trockene Augen treten bei ME häufig auf.
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Vitamin B12/-Mangel
Cobalamine sind chemische Verbindungen, die in allen Lebewesen vorkommen. Ihr wichtigster Vertreter ist das Coenzym B12, die biologisch aktive Form des Vitamins B12, das als Kofaktor (Coenzym)
Teil mehrerer Enzyme ist. Beim Menschen sind zwei Cobalamin-abhängige Enzyme bekannt, die am Stoffwechsel der Aminosäuren teilnehmen. Cobalamine enthalten das Spurenelement Cobalt als
Zentralatom. In der Medizin als Vitamin verwendet, wird Cyanocobalamin dabei vom menschlichen Organismus in das biologisch wirksame Coenzym B12 umgewandelt. Die ersten Anzeichen von Vitamin
B12-Unterversorgung bei erwachsenen Personen können Kribbeln und Kältegefühl in Händen und Füßen, Erschöpfung und Schwächegefühl, Konzentrationsstörungen und sogar Psychosen sein.
Vereinfachend zusammengefasst ist Vitamin B12 wichtig für die Zellteilung und Blutbildung sowie die Funktion des Nervensystems.
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voxelbasierte Morphometrie
Die Voxel-basierte Morphometrie (VBM) befasst sich damit, Hirnstrukturen aus der tomographischen Bildgebung durch Größe, Intensität, Form- und Texturparameter quantitativ zu beschreiben. Diese
Maßzahlen werden in Statistiken verwendet und gemeinsam mit anderen klinischen und experimentellen Parametern analysiert
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Vulnerabilität (zu lateinisch vulnus, Wunde)
heißt in der gehobenen Umgangssprache "Verwundbarkeit" oder "Verletzbarkeit". Das Wort findet in verschiedenen Fachrichtungen Verwendung. In der Medizin bezeichnet Vulnerabilität die
Anfälligkeit, z. B. an einer Schizophrenie zu erkranken; bei vielen Erkrankungen (gewissen Tumorleiden, psychiatrischen Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten wie Allergien) wird die Anfälligkeit des
Einzelnen dafür durch verschiedene Faktoren (z.B. genetisch, psychosozial, expositionell - Schadstoffe, Rauchen) zusammen bedingt.
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Western-Blot-Test
bezeichnet die Übertragung (engl. Blotting) von Proteinen, die anschließend über unterschiedliche Reaktionen nachgewiesen werden können, auf eine Trägermembran. Die Übertragung kann auf
unterschiedliche Weise durchgeführt werden: mittels Diffusion, Kapillarwirkung oder Elektrophorese. Anwendung findet der Western Blot in der molekularbiologischen und medizinischen Forschung
sowie in der Diagnostik.
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Widerstandssyndrom der oberen Atemwege UARS
Das Upper Airway Resistance Syndrom (UARS) ist eine Unterform der schlafbezogenen Atemstörungen
(Schlafapnoe-Syndrom). Die drei Formen „primäres Schnarchen“, „Upper Airway Resistance Syndrome“ und „Obstruktive Schlafapnoe“ werden als verschiedene Schweregrade derselben Störung angesehen.
Das UARS ist dadurch definiert, dass der Muskeltonus im Bereich der oberen Atemwege noch ausreichend hoch ist, um einen Teil des Lumens der Atemwege offen zu halten. Dadurch kommt es zu
vermehrten respiratorisch bedingten Weckreaktionen ohne echte Atemstillstände. UARS gilt als Ausschlussdiagnostik bei ME.
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WHO
engl. World Health Organization> Weltgesundheitsorganisation
ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf (Schweiz). Sie wurde am 7. April 1948 gegründet und zählt 193 Mitgliedstaaten. Sie ist die Koordinationsbehörde der Vereinten
Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Die Verfassung der Weltgesundheitsorganisation konstatiert, dass ihr Ziel die Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitsniveaus bei
allen Menschen ist. Ihre Hauptaufgabe ist die Bekämpfung der Erkrankungen, mit besonderem Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten, sowie Förderung der allgemeinen Gesundheit unter Menschen auf der
Welt.
XLP
Fatale EBV-Infektionen kommen beim "X-linked lymphoproliferative syndrome" (XLP) vor. Die X-chromosomale lymphoproliferative Erkrankung (XLP) ist auch unter der Bezeichnung Duncan-Syndrom bekannt. Es handelt sich um einen genetischen Defekt, der das Immunsystem veranlasst, auf einige virale Infektionen abnormal zu reagieren. Das führt entweder zu einem unteraktiven Immunsystem (Immundefizienz) oder einem überaktiven Immunsystem, das ebenso viele Probleme verursachen kann.
Bei den betroffenen Männern kommt es zu schweren Lebernekrosen, die Patienten,die überleben, behalten einen schweren zellulären Immundefekt mit defizientenT-Zellen, B-Zellen und natürlichen Killer-Zellen. Die genetische Veränderung bei XLP ist aufgeklärt. Das Immunsystem verliert seine normale, strenge Regelung und beginnt zu versagen. Über ein Drittel der Patienten haben einen sehr schweren Vorfall des Drüsenfiebers. Ein weiteres Drittel entwickelt Krebs in ihren Blutzellen (Lymphom) und ein weiteres Drittel hat niedrige Immunglobulinwerte, die Proteine im Blut, die bei der Abwehr von Infektionen helfen. In selteneren Fällen haben Patienten eine schwere Form der Anämie oder Entzündung der kleinen Blutgefäße (Vasculitis).
XMRV
Das Gammaretrovirus XMRV (Xenotropic Murine Leukemia Virus-Related Virus) wurde erstmals 2006
beschrieben . Es wurde in verschiedenen Prostatakarzinomen mit mutiertem Ribonuclease L-Gen nachgewiesen. Bei einer weiteren Untersuchung von Prostatakarzinomen konnte unabhängig von der
Nukleotidsequenz des Ribonuclease L-Gens bei 6% der untersuchten Prostatakarzinome XMRV-DNA und bei 23% der untersuchten Prostatakarzinome XMRV-Proteine nachgewiesen werden. XMRV schädigt das
Immunsystem, insbesondere NK-Zellen, deren zentrale Bedeutung in der Elimination von Tumorzellen und Virus-infizierten Zellen liegt. Bei XMRV handelt es sich um ein exogenes (von außen in den
Organismus eindringenden) Retrovirus, welches für den Menschen infektiös ist und ein pathogenes Potenzial aufweist. Versuche mit Zellkulturen offenbarten, dass von Patienten gewonnenes XMRV
sowohl eine zellassoziierte wie auch eine zellfreie Übertragung des Virus möglich ist. Es wurden sekundäre virale Infektionen in nicht infizierten primären Lymphozyten und Indikatorzell-Linien
gefunden, nachdem sie aktivierten peripheren Blutes , B-Zellen, T-Zellen oder Plasma von ME-Patienten ausgesetzt waren. Diese Ergebnisse lassen die Möglichkeit aufkommen, dass XMRV ein Faktor
ist, der zur Entstehung und Entwicklung des ME beiträgt. In einer kürzlich veröffentlichten deutschen Studie von Fischer und Kollegen wurde über den Nachweis XMRV-spezifischer DNA im
Respirationstrakt (Atemwege) von immun-kompetenten und immun-supprimierten („immun-kompromittierten“) Patienten berichtet. Mit dieser Arbeit aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und
Virologie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf liegen erstmals Hinweise auf das Vorkommen von XMRV in einem europäischen Proben-Kollektiv vor. Kürzlich wurde die These aufgestellt, dass
XMRV eine Laborkontamination sei und aus einem seltenen Rekombinationsereignis entstanden sei. Es gibt noch immer keinen Konsens darüber, ob es einen Zusammenhang zwischen XMRV bzw. den
entsprechenden Sequenzvariationen humaner Gammaretroviren und ME gibt. Studien aus Belgien und Deutschland sowie aus den USA (von der Cornell University) und anderen, die sich von den Studien des
WPI, der FDA und des NCI unterschieden, würden Belege dafür liefern, dass der Zusammenhang zwischen XMRV/HGRV und ME nicht auf einer Kontamination mit Mäuse-DNA beruhen könnte. Paul Cheney
schreibt: "Ich erwarte, dass die Next Generation Sequencing (NGS) Technologie, die nicht die Mängel der PCR-Technologie bei der Bewertung nur wenig erforschter humaner Viren hat, der beste Weg
ist, zu einem Konsens hinsichtlich der Frage zu kommen, ob es einen Zusammenhang zwischen ME und XMRV/HGRV gibt. Dieser vorläufige Bericht aus Deutschland, der sowohl NGS als auch Daten über eine
humane Immunantwort genutzt hat, den Zusammenhang zwischen XMRV/HGRV und ME stützt, trotz der aufgedeckten Mängel der derzeit hauptsächlich genutzten PCR-Technologie, die eingesetzt wurde und
diese wissenschaftliche Debatte bestimmt hat, eine Debatte, die bislang äußerst schwierig und überaus bio-politisch zu sein scheint."
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Yersinien
Bakterien der Gattung Yersinia gehören zur Familie der Enterobacteriaceae, unter denen man eine Gruppe verwandter gramnegativer Stäbchenbakterien versteht, die sich fakultativ anaerob vermehren.
Benannt wurden sie nach dem Schweizer Bakteriologen Alexandre Émile Jean Yersin, der 1894 in Hongkong den Erreger der Pest Yersinia pestis entdeckt hat und die erste Reinkultur der Bakterien
anlegte. Außerdem entdeckte er die besondere Rolle der Ratten und der Rattenflöhe bei der Übertragung der Seuche. Yersinia enterocolitica ist der Erreger der enteralen Yersiniose; einer
fieberhaften Darmentzündung (Enterocolitis oder Enteritis) als Folge einer Nahrungsmittelvergiftung. Häufig treten Begleiterscheinungen wie ein ausgedehntes Erythema nodosum, eine
Yersinia-Arthritis oder die Reiter-Krankheit mit Ekzemen der Handinnenflächen und der Fußsohlen auf.
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Zentrales Nervensystem
Das ZNS ist eine Abgrenzung der zentralen Anteile des Nervensystems (Gehirn, Rückenmark) von den peripheren Anteilen (PNS= Nerven, Sinnesorgane). Das ZNS stellt eine in sich geschlossene Einheit
dar, diese besteht in der Blut-Hirn-Schranke die nur von einigen Substanzen (Arzneimittel) überwunden werden kann. Der Liquor (Gehirnwasser) ist nicht nur im Gehirn zu finden, sondern umspült
auch das Rückenmark. Daher können sich Infektionen, die das Gehirn erreicht haben auch auf das Rückenmark ausdehnen. Diagnostisch nutzt man diese Kommunikation bei der Lumbalpunktion, bei der
Liquor aus dem Wirbelkanal (in dem sich auch das Rückenmark befindet) entnommen wird.
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zerebellär
bedeutet "das Kleinhirn (Cerebellum) betreffend".
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Zerebraler Blutfluss
Der zerebrale Blutfluss ist die Grundlage für die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Nervenzellen des Gehirns. Beim gesunden Erwachsenen durchströmen ca. 15% des Herzzeitvolumens das Gehirn
und sein umgebendes Gewebe - das entspricht etwa 700 ml Blut pro Minute. Der zerebrale Blutfluss ist bei ME vermindert, besonders im zingulären Kortex (der die Aufmerksamkeit und das autonome
Nervensystem kontrolliert), in den Temporallappen (die die Stimmung und die Motivation kontrollieren) und in den Frontallappen (Motivation, Kreativität und Kurzzeitgedächtnis).
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Zerebraler Sauerstoffgehalt
Mit zerebral bezeichnet man in der Biologie und Medizin zum Gehirn gehörende Strukturen. Zerebrale Hypoxie bezieht sich auf Entzug von Sauerstoff Versorgungsmaterial zum Gehirngewebe.
Sauerstoffmangel kann zu Verwirrtheit und Ohnmachtsanfällen führen. Ausgedehnte Perioden der zerebralen Hypoxie können zu Hirntod oder dauerhafte Gehirnbeschädigung führen.
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zervikale myelopathische Veränderung
Die zervikale spondylotische Myelopathie (ZSM) ist die häufigste Ursache einer Halsmarkschädigung im höheren Lebensalter. Obwohl ca. 75% der über 65-Jahrigen degenerative Veränderungen der
Wirbelsäule aufweisen, entwickelt nur ein kleiner Teil eine ZSM.
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zirkulierender Erythrozyten
Erythrozyten sind rote Blutkörperchen. Ihre Aufgabe ist es, Sauerstoff im Blut zu transportieren. Dazu bindet der Sauerstoff an ein Eiweiß im Inneren der Erythrozyten - das Hämoglobin (= roter
Blutfarbstoff). Verfügt der Körper über zu wenige rote Blutkörperchen, spricht man von Blutarmut (Anämie). Körperzirkulation ist der Teil des Herzgefäß- Systems, das trägt oxydiert Blut weg von
Herz, zu Körper und Rückkehr deoxygenated Blut zurück zu dem Herzen.
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Zytomegalie (CMV)
oder Cytomegalie ist eine Erkrankung, die durch das Humane-Zytomegalie-Virus (HZMV), auch Humanes-Cytomegalie-Virus (HCMV) oder Humanes-Herpes-Virus 5 (HHV 5) genannt, ausgelöst wird. Das Virus
gehört zur Familie der Herpesviridae. Es bleibt nach einer Infektion lebenslang in den menschlichen Zellen. Selbst nach Beendigung der Erkrankung kann es noch wochenlang mit Speichel und Urin
ausgeschieden werden.
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Zytotoxizität
Zytotoxizität, auch Cytotoxizität, ist die Fähigkeit einiger chemischen Substanzen (Arzneistoffe, Antikörper, Viren), Gewebezellen zu schädigen. Diese Schädigung kann auch durch Zellen des
Immunsystems geschehen, diese Zellen nennt man zytotoxische Zellen (zytotoxische T-Zellen, natürliche Killerzellen).
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Das Lexikon von A bis Z haben wir sowohl für Laien als auch für Ärzte zusammengestellt. Wir haben uns bemüht möglichst verständlich die Begriffe zu erklären. Die Begriffsauswahl erfolge
überwiegend aus dem kanadischen Konsensdokument. Sollten sich trotz sorgfältiger Recherche Fehler eingeschlichen haben, bitte wir Sie uns per Mail darauf hinzuweisen.
Quellen: Kanadisches Konsensdokument, , Wikipedia und andere Online-Lexikas zu Medizin und Fachaufsätze