Jessica: "Ich pilgere für ME/CFS"
Jakobsweg von München bis nach Bregenz
Pilgerreise für ME/CFS und die Lost Voices Stiftung
Ab Juni diesen Jahres pilgere ich für einen Monat auf dem deutschen Jakobsweg von München bis nach Bregenz (ca. 250 – 300 km) mit meiner Labradorhündin “Fantha“ für die Erkrankung ME/CFS. Ich möchte damit auf die unbekannte neurologisch-immunologische Erkrankung aufmerksam machen und für die Lost Voices Stiftung Spenden sammeln.
Auf meiner Reise werde ich in einem Pilgertagebuch über meine Erlebnisse berichten. Das Tagebuch könnt ihr hier einsehen:
Spenden für die Pilgerreise
Wer Jessica und Fantha mit einer Spende für die Lost Voices Stiftung unterstützen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, sich den Laufzettel runterzuladen und per Post an die Lost Voices Stiftung oder per Mail an jessica.haebel@lost-voices-stiftung.org zu senden.
Pilgertagebuch von München nach Bregenz
11.05.2014
In 20 Tagen geht es los!! Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und so langsam werde ich nervös - freue mich aber sehr auf meine Reise.
Trainiert haben Fantha und ich viel - wobei mein Hund viel fitter ist als ich.
Diese Woche kam mein Pilgerausweis an- der Credencial.
Vielen Dank an die Paderborner Jakobuspilger, die meine Charity-Pilgerreise direkt unterstützt haben mit einer kontinuierlichen Spende für die Lost Voices Stiftung!!
29.05.2014
Ich packe meinen Rucksack.....
Aufgrund des schönen Wetters in Pullach werde ich meine Reise einen Tag früher beginnen und am Samstag loslaufen.
Morgen fahre ich nach Augsburg und übernachte dort bei einer lieben Betroffenen und werde am Samstag Morgen 2 Std. nach Pullach fahren und loslaufen.
Der Rucksack ist gepackt - ca. 11 kg ohne Trinken (da kommen noch 3 kg hinzu).
Im Rucksack dürften natürlich auch Fantha's Schuhe nicht fehlen, falls sie sich wund laufen sollte. Ebenfalls ist da alles drin, was ein Pilger so braucht. Die Nervösität ist auf dem Höhepunkt und die letzte Nacht konnte ich nicht viel schlafen.
Ich möchte mich von Herzen bedanken für die vielen Menschen, die die Stiftung mit einer Spende unterstützen und mich in meiner Vorbereitung und Planung unterstützt haben.
30.05.2014 - Anreise
Die Anreise nach Augsburg hat gut geklappt. Wir machten eine Rast am einzigen Feng-Shui-Rastplatz in Europa in Guidingen und gingen dort eine größere Runde Gassi. Fantha war etwas aufgeregt, da sie die Umgebung nicht kannte. Ausnahmsweise hatte sie sich kaum von mir entfernt und musste immer schauen, dass ich nicht verloren ging. Welches Vertrauen die Hunde ihren Besitzern entgegen bringen und jede Örtlichkeit und Situation einfach annehmen. Was kann ich nicht alles von ihr lernen!
Übernachten darf ich heute bei Sigrid und ihrem Mann. Sie ist seit 2000 an ME/CFS erkrankt und gibt sich dennoch alle Mühe, dass es mir gut geht. Sie lernte Kauffrau und hat als Phonotypistin gearbeitet und besuchte früher gern Vhs-kurse zur Selbstentwicklung. Was sie an der Erkrankung so schlimm findet: dass sie nicht mehr am äusserlichen, sozialen Leben teilhaben kann! Uns verbindet seit 2012 eine tiefe Freundschaft und ich freue mich, dass ich sie zum ersten Mal persönlich kennenlernen kann. Sigrids großer Wunsch sind weitere bereichernde E-Mail-Freundschaften, da sie nicht mehr aus dem Haus gehen kann, um andere Menschen kennenzulernen. (bas(a)mnet-mail.de). Dennoch strahlt sie mich an und gibt mir mit auf den Weg, dass man das Leben nicht so ernst nehmen soll. Vielen Dank Sigrid für eure Gastfreundschaft!
1. Tag - 31.05.2014
Der erste Tag startete bisher reibungslos. Von meiner Pilgerreise 2010 auf dem französischen Jakobsweg in Spanien bin ich ziemlich verwöhnt, was Beschilderung und Bekanntheitsgrad angeht. Das ist hier leider nicht gegeben und ich hab mich bereits zwei Mal verlaufen.
Traf eben den ersten Fahrradpilger, allerdings möchte der von München bis nach Santiago in Spanien fahren und hat dafür 2 Monate eingeplant. Beeindruckend. Buen camino für ihn.
Die süßesten Kommentare heute:
Ich: Wo ist denn hier der Jakobsweg?
Passant: Oh, da sind sie hier ganz falsch - der ist in Spanien.
Ich: Wir pilgern für die Lost Voices Stiftung.
Fahrradfahrer: Ach, sind das Menschen, die keine Stimme mehr haben?
Heute geht es nur bis Kloster Schäftlarn - 13 km ohne Verlaufen.
Bin in Kloster Schäftlarn angekommen. Der Weg ging im Wald direkt an der Isar entlang. Natürlich musste Fantha in der Isar etwas schwimmen gehen. Den ganzen Tag gab es Sonne bei angenehmen 20
Grad. Als auf dem Weg das hundertste Fahrrad an mir vorbeifuhr und ich Fantha "bei Fuß" rufen musste, merkte auch ich, dass es der beliebte Isarfahrradweg ist.
So richtig bin ich auf dem Weg noch nicht "angekommen". Werde wohl ein bis zwei Tage dafür brauchen. Berge sehe ich leider noch keine und einen anderen Pilger hab ich auch nicht mehr getroffen.
Morgen gibt es nochmal eine kleine Strecke von 13 km, da ich ansonsten 28 km hätte laufen müssen bis zur nächsten Unterkunft. Deswegen starte ich langsam - wer weiß, wofür es gut ist.
Leider hat Kloster Schäftlarn keine eigene Pilgerherberge, sodass ich nebenan in der Gaststätte untergekommen bin. Das Bild hat mich nachdenken lassen ... Fantha und ich lernen uns jetzt noch von einer ganz anderen Seite kennen und ich freu mich, dass ich sie dabei haben darf.
2. Tag - 01.06.2014
Der heutige Tag begann wieder sonnig/wolkig mit der idealen Wandertemperatur. Ich lernte Angelika und Moni kennen - zwei Erzieherinnen, die dieses Wochenende zwei Etappen des Jakobsweges laufen. Moni drückte mir sofort eine Spende von 10 Euro in die Hand - vielen Dank dafür. Leider sind mir 5 Euro auf dem Weg verloren gegangen. Hoffentlich an einem Ort, wo sich jemand darüber freut. Natürlich überweise ich die komplette Spende, wenn ich wieder zurück bin.
Fantha fehlt ein wenig die gewohnte Umgebung. Beim Laufen ist sie super drauf, aber in den Unterkünften etwas angespannt. Versuche ihr möglichst Sicherheit zu geben. Bin heut am Starnberger See
angekommen. Konnte sogar die Berge in der Ferne sehen. Fantha war heute sogar zwei Mal schwimmen. Für solche Gelegenheiten hab ich ihr einen Ball eingepackt.
Bin heut an einer neurologischen Fachklinik vorbeikommen und lief einer Mitarbeiterin über den Weg. Sie kannte das Krankheitsbild nicht, was mir wieder gezeigt hat, dass wir mit der
Öffentlichkeitsarbeit nicht müde werden dürfen.
In Starnberg übernachte ich in einem Gasthaus. Die erste große Wäsche hab ich erledigt. Hoffentlich ist die morgen trocken.
3.Tag - 02.06.2014
Der dritte Wandertag war einfach wundervoll. Der Weg durch die Maisinger Schlucht war phantastisch und hinterher war die Landschaft so, wie ich mir den Weg vorgestellt habe: weite Wiesen, kleine
Dörfer und einsame Wege. Das Wetter war gut, sodass ich die Sommerpilgerkleidung tragen konnte. Als ich mal zum Himmel schaute, war eine etwas größere Wolke über mir. Diese beschloss dann
plötzlich, sich mit anderen kleinen Wolken zusammen zu tun und genau über mir abzuregnen.
Und zwar so stark, dass ich eigentlich den Poncho gebraucht hätte, der aber ganz unten in meinem Rucksack war. Und da es die einzige Wolke weit und breit war, wollte ich abwarten. Leider
beschloss die Wolke ebenfalls ein paar Meter auf dem Jakobsweg mitzuwandern.
Bin in Andechs angekommen und in einem super schönen b&b untergekommen, welches Romantic Villa Gabriele heißt. Kann ich nur jedem empfehlen.
Nun weiß ich auch, warum ich heute nur 16 km laufen sollte. Die nächste Möglichkeit etwas zu essen war ca. eine halbe Stunde entfernt zu Fuß im berühmten Kloster Andechs. Leider habe ich es
kräftemäßig nicht mehr bis hoch zum Kloster geschafft, um ein Foto zu schießen, sondern hab mich mit Fantha in den Gasthof gerobbt.
Ich bestellte ein Wiener Schnitzel, wobei das kein Schnitzel, sondern ein Kalb war! In der Speisekarte hätte man das auch unter "all you can eat" deklarieren können. Selbstverständlich habe ich
das Schnitzel geschafft. Da ich nicht abends nochmal die Strecke laufen wollte, habe ich noch einen Liter Kloster Andechs Bier (11.5 %) und eine Eisschokolade oben drauf gegessen. So bin ich mit
geschätzen 2000 kcal und einem kleinen Schwips wieder zurück zu meiner Unterkunft gelaufen.
Fantha kann mich immer wieder beeindrucken. In der kurzen Zeit hat sie für sich schon den Weg gefunden, dass sie morgens und abends sehr viel Dehnübungen macht für ihre Ausgeglichenheit.
Eine Ergänzung von gestern wollte ich noch machen: Als Angelika, Moni, Fantha und ich durch einen Ort wanderten, sahen wir plötzlich an einem Wohnhaus eine Kiste mit 2 Pilgermuscheln daran. Als
wir näher kamen, konnten wir lesen, dass es hier eine Wasserspende für Pilger gab. Vielen Dank an die netten Menschen, die die Pilger unterstützen.
Heute hab ich viel an die vielen Betroffenen denken müssen, die ich bisher kennenlernen durfte. Aber davon werde ich euch ein andermal mehr erzählen.
Morgen gehts nach Stegen - 19 km. Am Wochenende soll der Sommer ausbrechen. Das heißt früh morgens starten.
4.Tag - 03.06.2014
Heute morgen bin ich um 6.30 h aufgestanden, da die Wettermeldung sagte, dass es ab 11 Uhr regnen sollte, und ich wollte möglichst viel bei Sonnenschein laufen. Wir sind nach Hersching am Ammersee gelaufen. Ich habe mich verliebt in den Ammersee. Wirklich wunderschön. Würde hier sogar Urlaub machen. In Hersching haben wir uns etwas länger aufgehalten, da wir Hundefutter für Fantha kaufen mussten und natürlich wollte Fantha wieder schwimmen. So ging es danach weiter auf Wiesenwege. Im Hinterkopf hatte ich immer die 11 Uhr und den Regen, den ich vermeiden wollte. Irgendwie schien ich wohl ein Pilgerwegweiser übersehen zu haben, da keiner mehr kam. Ich war vom Weg abgekommen. Sofort entstand bei mir Druck. Was ist, wenn du jetzt mehrere Kilometer mehr laufen musst? Sollte ich zurückgehen? Wann wird es regnen.... Typisch Mensch, dachte ich mir irgendwann und fragte mich, ob ich nicht einfach "loslassen" kann und vertrauen haben sollte. Für irgendwas wird das wohl gut sein.
Irgendwann kam ich in ein Dorf. Es stellte sich heraus, dass ich in der richtigen Richtung war und mein Verlaufen brachte mich zu einem Gasthof. Ausgehungert ging ich hinein. Vielleicht wäre ich
auf dem regulären Weg nicht an einem Gasthof vorbeigekommen?! Da Fantha und ich eindeutig als Pilger identifizierbar sind, kam ich im Biergarten mit einem netten Mann ins Gespräch übers Pilgern.
Irgendwann wurde Thema, weshalb ich laufe und der Herr sagte: "Ach, ist CFS nicht damals an diesem Lake Tahoe vielfach ausgebrochen"?
Überrascht sah ich ihn an; hatte nicht damit gerechnet, dass jemand diese Information über CFS hatte. Wie es der Zufall so wollte, ist dieser Herr Arzt und wir haben noch ein angenehmes, nettes
Gespräch führen können. Seine beiden Söhne leiden an Morbus Wilson, was auch u.U. lange bis zur Diagnosestellung dauern kann und auch eine unangenehme Krankheit ist. Der liebe Arzt spendete der
Stiftung 20 Euro und wenn ich wieder zurück bin, sende ich ihm aktuelle unterlagen zu ME zu. Jetzt weiß ich, warum ich vom Weg abgekommen bin!
Weiter ging es über 6 km direkt am Ammersee fast allein durch einen kleinen Waldweg. Echt toll. Hier hatte ich mir gewünscht, meine lieben Freunde Julia, Miriam und Annette bei mir zu haben.
Fantha hatte dann irgendwann entschieden mit Rucksack im Ammersee schwimmen zu gehen, da sie eine Ente jagen wollte. Trotz Plastiktütenschutz wird es jetzt anstatt Trockenfutter Matschfutter
geben.
Meine heutige Unterkunft ist ca. 20 min. vom Weg entfernt. Solche zusätzlichen km muss ich nächstens bei meiner Etappenplanung berücksichtigen.
Übrigens hat es bis 16 Uhr immer noch nicht geregnet!! Wofür macht man sich so einen Stress? Einfach loslassen...
5.Tag - 04.06.2014
Morgens sind wir zwei noch vor 8 Uhr gestartet nach Diessen. Die erste Zeit läuft man im Waldweg am Ammersee vorbei und hört die Wellen schlagen - sehr beruhigend. An einer besonders schönen
Stelle machten wir Rast und ich holte Fanthas Bällchen raus zum Schwimmen. Auch wenn man das als Wanderer nicht machen sollte, zog ich meine Schuhe aus, verkürzte meine Zipp-Hose und stieg
ebenfalls in den Ammersee. Es war so ein schönes Erlebnis mit meinem Hund gemeinsam im Wasser zu sein, dass ich am liebsten mit ihr geschwommen wäre. Aber dafür war das Wasser zu kalt. Es hat
mich berührt wie ausgelassen und glücklich Fantha ist, wenn sie im Wasser sein kann und am Land ihre Dehnübungen auf dem Rücken erledigt.
Weiter ging es u.a. an riesigen abgeschirmten Villen vorbei, wo ich mich häufiger fragte, welche Berühmtheit da wohl wohnt. Überrascht hat mich auch die individuelle und teilweise ausgefallene
Architektur in dem doch eher traditionellen Bayern.
Nun komme ich nicht mehr ohne Sonnencreme aus. Habe heute einen leichten Sonnenbrand, obwohl ich mich in jeden Schatten geflüchtet habe.
Auf dem Weg hielt ein Rennradfahrer Namens Helmut neben mir und fuhr ein paar Meter mit mir mit. Es ist immer wieder schön, welche schönen Gespräche mit fremden Menschen zustande kommen. Er
spendete der Stiftung noch 5 Euro und fuhr dann weiter.
Fantha lass ich heute mal für alle Zusatzaktivitäten wie Abendessen und Besichtigung im Zimmer. Sie ist heute sehr platt und die zusätzliche Ruhe wird ihr gewiss gut tun.
Ab Freitag wird es hier über 30 Grad, sodass die Chance eines Hitzeschlags beim Hund steigt - gerade wenn wir unbeschattete Wiesenwege laufen. Da mir das Risiko da zu hoch ist, will ich ab Feitag
um 4 Uhr aufstehen, um 5 Uhr los, sodass ich um die Mittagszeit am Etappenziel bin. Damit verzichte ich zwar mit vollem Bauch loszulaufen, aber die Gesundheit von Fantha geht vor. Morgen werden
es knapp 19 km leicht bergauf und ich muss mich heut vom Ammersee verabschieden.
6.Tag - 05.06.2014
Bin am heutigen Etappenziel in St. Leonhard am Forst nach ca. 19 km mit einer Blase am Fuß angekommen. Heute morgen habe ich mich noch eine halbe Stunde verlaufen, was aber wiederum dazu führte, dass ich den ersten anderen Pilger kennenlernte!!! Heike aus Trier war auch froh, endlich jemand anderes zu treffen. Wir haben beschlossen, die Etappe in zwei Tagen durch die Ammerschlucht gemeinsam zu laufen, da die nicht ganz ungefährlich sein soll. Unterwegs trafen wir dann noch eine dritte Pilgerin, die aber große Etappen von bis zu 28 km läuft und da will ich nicht mithalten. Mittlerweile sehe ich in der Ferne wunderschöne Berge und einige Kuhherden, die Fantha mit dem Rucksack ganz spannend fanden und uns die ganze Weide begleiteten.
Heute ist mal wieder was schirr Unglaubliches passiert, aber typisch Jakobsweg. Ich bekam eben eine SMS von dem netten Arzt, den ich auf meinem Verlaufen im Biergarten kennengelernt hatte. An diesem Tag hatte er einen Freund in einem naheliegenden Ort besucht. Nach unserem Treffen hatte er sich auf der Stiftungsseite über ME erkundigt und ist der festen Überzeugung, dass sein Freund ME hat!! Diesen Verdacht wird er seinem Freund mitteilen und die Stiftung und ich können ihm dann mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ist das nicht wieder ein besonderer Zufall? Typisch Jakobsweg! Hätte ich mich heute morgen nicht verlaufen, wäre ich Heike wohl nicht begegnet, da sie hinter mir war und woanders übernachten wollte.
Morgen gibts den ersten richtigen Berg. 8 km Anstieg und 2 km Abstieg. Es bleibt dann morgen auch nur bei 10 km, damit Fantha und ich mal Regenerationszeit haben.
Übrigens: Wer Fragen hat oder wenn ich manche Dinge mal genauer beschreiben soll, kann mir gern eine SMS (0172-8293423) oder WhatsApp schicken - ich baue das dann ins Pilgertagebuch mit ein.
7.Tag - 06.06.2014
Bin ich froh, dass ich da raus bin! Das war die erste Unterkunft, die echt dreckig und schmuddelig war. Heike und ich hatten ernsthaft Angst, an einer Lebensmittelvergiftung oder Legionellen zu erkranken. Heike hatte heute morgen einen Herpes. Zum Glück war es kein Anstieg von 8 km, sondern nur die letzten Kilometer, die es aber in sich hatten. Leider hat Fantha heute morgen etwas gehumpelt, sodass ich froh bin, dass wir es heute nur bei 10 km belassen.
Auf dem hohen Peissenberg war es phantastisch!! Im Pilgerführer wurde die Formulierung "grandios" verwendet. Ich konnte den Ammersee, den Starnberger See sowie München sehen und die gesamte
Alpenkette von Berchtesgaden bis zum Bodensee inkl. Zugspitze. Ich hab vor Freude weinen müssen.
Werde Fantha morgen keinen Rucksack anziehen und werde die Sachen von ihr mittragen. Hoffentlich ist das Humpeln dann morgen vorbei. Morgen startet die erste Tour im Morgengrauen in die Schlucht.
Freue mich schon darauf.
8. Tag - 07.06.2014
Bin vollkommen erschöpft am Kloster Rottenbuch angekommen. Heike und ich sind heute morgen um 5 Uhr los und dann ging es in die Ammerschlucht. Die Beschreibungen von der Intensität und der nicht
Ungefährlichkeit waren nicht übertrieben. Die Schlucht hatte es faustdick hinter den Ohren, aber es war phantastisch. War froh, dass ich Heike bei mir hatte, denn in der ganzen
Schlucht gibt es keinen Handyempfang.
Fantha lief aus Sicherheitsgründen ohne Rucksack - so musste Frauchen das Gepäck auch mittragen. Urplötzlich lief Fantha ein Reh über den Weg und weg war sie. Die ganze Schlucht hinunter, die Ammer durchschwommen und den gegenüberliegenden Berg wieder hoch. Das Reh schrie aus Leibeskräften, aber wir konnten nichts machen. Ich bekam große Sorge, dass Fantha uns nicht wiederfindet oder was Schlimmeres passiert!! Nach unzähligen Rufen und minütlichem Pulsanstieg kam sie dann angelaufen, vollkommen nass und fix und fertig. Das ist zum Glück ja nochmal gut gegangen. Für den Rest des Weges habe ich sie dann angeleint, obwohl das für uns beide gefährlicher war. Was aus dem Reh geworden ist, wissen wir leider nicht.
Heute bin ich mal richtig fertig und muss sogar das Tagebuch in zwei Etappen schreiben. Die Übernachtung bei Gertrudis hat gut geklappt. Sie ist wahrhaftig mit Herzblut Pilgerin und ist den Jakobsweg in Spanien schon mehrfach gelaufen - ob vorwärts oder rückwärts. Sie hat sich mehr als vier Stunden für uns Zeit genommen und wir konnten uns ein bisschen kennenlernen. Sie erzählte uns die Geschichte, wie sie ihren Mann auf dem Jakobsweg kennengelernt hat. Aus persönlichen Gründen war sie in einem Jahr den Camino Francés rückwärts von Santiago nach Frankreich gelaufen - was eher ungewöhnlich ist. In O'Cebrero (Jakobspilger kennen diesen Ort) hat sie ihren zukünftigen Mann zum ersten Mal gesehen, der in der richtigen Richtung nach Santiago unterwegs war. Sie hatten den Nachmittag zusammen verbracht und am nächsten Morgen ist jeder seinen Weg gegangen. Gertrudis hat diesem Mann Postkarten geschrieben, die aber nicht ankamen, da er umgezogen war. Zwei Jahre später hat Gertrudis in einer Pilgerherberge als Hospitalero für einige Wochen geholfen. Der Mann war wieder auf dem Jakobsweg unterwegs und hatte über Umwege erfahren, dass Gertrudis in einer Herberge hilft und hat dann spontan seinen Weg geändert und ist zu ihrer Pilgerherberge gelaufen.
Was für eine Geschichte! Es war schon ein besonderes Erlebnis bei ihr zu wohnen mit all den Pilgermuscheln überall - auch auf Kaffeebechern oder Seifenspendern. Liebe Gertrudis, vielen Dank, dass Du viele Pilger so herzlich bei Dir aufnimmst.
9. Tag - 08.06.2014
Sind
heute um 6 Uhr los. Nach der Ammerschlucht hatten wir nur 14,5 km geplant. Leider haben wir uns einmal in der Straße vertan und wollten über einen anderen Weg in die richtige Richtung zurückkommen,
aber leider führte dies zu einem 4 km Umweg! Ich war fix und alle. Vorbei ging es heute an der weltberühmten Wieskirche. Da es aber zu heiß war und ich wegen Fantha schnell am Etappenziel ankommen
wollte, fiel die Besichtigung aus.
Auf den letzten 5 km bin ich plötzlich schlimm umgeknickt. Der Schmerz führte dazu, dass ich mich eine Minute lang nicht mehr bewegen konnte. Ich dachte, dass jetzt nun meine Reise hier beendet
ist.
Was sollte ich nun machen? Ich war ganz allein (mit Fantha natürlich) und hatte kein Handyempfang. Bin dann einfach weitergegangen und irgendwann hörte der Schmerz auf.
Meine Verdachtsdiagnose: leichte Bänderdehnung. Ob ich morgen weiter laufen kann, wird sich zeigen. Nach jeder Ruhephase tut es weh. Das wird nun Gott für mich entscheiden.
In der Vorbereitung zu der Pilgerreise hatte ich 21 Bürgermeister aus den Gemeinden auf dem Weg angeschrieben und habe über meine Aktion informiert und um eine kostenlose Unterkunft gebeten. Zwei
haben sich tatsächlich gemeldet und schenken mir eine kostenlose Übernachtung. Lieb, nicht wahr?
Eine davon ist heute Nacht. Ich schlafe in Steingaden in einer leerstehenden Hausmeisterwohnung an einer Schule. Ich benutzte die Dusche in der Sporthalle der Schule. Ist wirklich spannend, wo
ich überall nächtige.
Wie es der Zufall so will, ist die nächste freie Übernachtung morgen und in einem 5 km entfernten Ort! So nehme ich das morgen als eine Art Pausentag. Mein Fuß tut schon sehr weh. Hoffe, dass ich
morgen überhaupt nach Lechbruck komme.
Hab heut die erste SMS einer Betroffenen bekommen, die mein Tagebuch liest und sich bedankt hat. Habe mich sehr gefreut.
Heike hat übrigens der Stiftung 10 Euro gespendet. Morgen trennen sich erst einmal unsere Wege.
10. Tag - 09.06.2014
Heute morgen konnte ich ohne Probleme auftreten, aber humpeln musste ich die ersten 10 Minuten dennoch ziemlich. Aber das bedeutet, dass meine Reise hier noch nicht zu Ende ist! So bin ich ohne Frühstück humpelnd und mit schlechter Laune los die 5 km nach Lechbruck am See. Bald hob sich meine Laune wieder mit dem tollen Alpenpanorama und dem wundervollen See.
Ich darf kostenlos auf dem sehr schönen Campingplatz via Claudia in einem Pod übernachten. Ich wusste bis eben nicht, was ein Pod ist und musste ziemlich schmunzeln.
Heute morgen hab ich noch zwei nette Männer kennengelernt, die mir in Kempten eine kostenlose Unterkunft besorgt haben. Vielen Dank dafür. Eben durfte ich mit Fantha gemeinsam im See schwimmen.
Es war super. Der Ruhetag ist für uns beide nötig und wir werden ihn noch weiter genießen bei dem tollen Wetter.
11.Tag - 10.06.2014
Mein Körper ist geschwächt und zeigte mir, dass er mehr Ruhe will. Das geht gerade nun mal nicht. So startete ich schleppend. Der Hunger bremste mich ziemlich. Als ich dann im übernächsten Ort eine Bäckerei fand, konnte ich mein Glück nicht fassen und ich aß die 2 leckersten Nougathörnchen der Welt. Nun hieß es rauf auf den Auerberg, der mich vorher durch die schöne Feuersteinschlucht führte. Leider konnte ich vor Müdigkeit die Schönheit des Weges nur noch mit einem Auge sehen.
Endlich auf dem Auerberg hochgekämpft, musste ich mich nun endgültig um unsere heutige Unterkunft kümmern. Ich hatte es gestern mehrfach versucht am geplanten Ort, wurde aber leider nicht fündig. Hatte leider wieder kein Glück. Nun musste ich auf den nächsten ausweichen, was eine Strecke über 20 km bedeutet hätte. Auch da hatte ich kein Glück. Entweder war alles belegt oder sie nahmen keinen Hund. Dennoch hatte ich Vertrauen und ging den Abstieg an.
Heike war heute in Marktoberdorf eingekehrt. Dies hätte für mich einen Weg von 26 km bedeutet. Unmöglich für meine heutige Verfassung und der Hitze mit Fantha. So langsam wurde ich beunruhigt und immer schwächer und brauchte ständig Pausen. Telefonisch hatte Heike gesagt, dass ich doch den Bus nehmen solle bis nach Marktoberdorf. Dies kam eigentlich nicht für mich in Betracht. Würde mich in meinem Pilger-Ego schon sehr kränken. Da ich nun alles in den kommenden Orten durchtelefoniert hatte, blieb mir keine andere Möglichkeit. Ich war erschöpft und müde in „bullender“ Hitze an der Bushaltestelle angekommen. Hatte mir schon Formulierungen überlegt, wie ich diese Schande im Pilgertagebuch rechtfertige (grins).
Nun telefonierte ich an der Haltestelle für Übernachtungen in Marktoberdorf. Mit jeder Absage sank meine mentale Verfassung und nach der fünften und letzten stiegen mir endgültig die Tränen in die Augen. Was sollte ich nun machen? Als dann der Bus auch nicht kam und der einzige Gasthof im Ort zu hatte, fing ich endgültig an zu weinen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören - vor Erschöpfung und weil ich nicht wusste, wie es weitergeht. Ich fühlte mich dreckig und ich stank und eine Übernachtung komplett im Freien traute ich mir nicht zu. Bei der Unterkunft von Heike ist die Besitzerin auf Hunde allergisch, sodass ich da auch nicht auf dem Boden schlafen konnte. Ich war völlig ratlos und saß weinend am Straßenrand mit Fantha im Schatten.
Nach ein paar Minuten kam mir doch noch eine Idee. Ich könnte mich auf dem Auerberg wieder hochfahren lassen und hoffen, dass der Gasthof noch was hat. Schnell hatte ich da angerufen und sie hatten noch ein letztes Zimmer frei!!!!! Gott sei Dank.
Nun hieß es jemanden zu finden, der mich da hochfuhr. Denn in dem kleinen Ort gab es kein Taxiunternehmen. Ich lief mit letzter Kraft in ein Autohaus, da wohl alle anderen Geschäfte hier dienstags zu haben und fand jemanden, der mich wieder auf den Berg fuhr. Vollkommen fertig bezog ich mein Zimmer und fiel ins Bett. Ich war nun 7 Std. unterwegs gewesen.
Ich vergleiche den Jakobsweg gern mit dem Leben, da es sich für mich spiegelt. Manchmal muss man wohl mal einen großen Schritt zurückgehen! Das ist die Lektion, die ich heute gelernt habe. Denn ich gehe ungern Schritte rückwärts. Für morgen muss ich den Abstieg dann nochmal laufen, hab´ aber meine Unterkunft schon sicher.
12.Tag - 11.06.2014
Mental noch etwas angeschlagen,startete ich in den nächsten Tag. Dass ich bis 6 Uhr geschlafen hatte und ein ordentliches Frühstück hinter mir hatte, hat mir schon gut getan. Nun das zweite Mal den Abstieg vom Auerberg.
Eine Ergänzung wollte ich noch zu gestern geben: Als ich am Aufstieg zum Auerberg war, kam plötzlich ein gutaussender Mann den Berg hochgejoggt und hielt bei mir an. Ich fragte, ob er hier
tatsächlich hinauf joggen wolle. Er bejahte und wir kamen ins Gespräch. Der Mann führt einen außergewöhnlichen Lebensstil. Über einige Jahre arbeitet er zwischen 14-17 Std. am Tag und nimmt sich
dann 1 bis 3 Jahre Auszeit, um all das zu machen, wozu er Lust hat. Zur Zeit ist es u.a. Berge hochlaufen, was er ca. 100 x im Jahr macht. Dieser Mann sagte aufrichtig, dass er die Pilgerung des
Jakobsweges viel anstrengender finden würde und dass er es beeindruckend finden würde, dass ich das täte. Das konnte ich gar nicht nachvollziehen - freute mich aber darüber.
Die Wanderung nach Marktoberdorf war in der Hitze anstrengend und Fantha und ich sind schon sehr geschwächt. Hab mich dazu entschlossen, dass ich in Kempten am Freitag einen Ruhetag einlegen
werde. Marktoberdorf: Endlich mal ein Ort mit Geschäften und einem super Hotel.
Die nächste Herausforderung bahnt sich an: die Strecke bis nach Kempten kann man entweder in einer 34 km Route ohne Unterkunft oder Einkaufmöglichkeit laufen oder eine 41 km Strecke bergisch mit
Zwischenübernachtung. Hab mich für die zweite Variante entschieden und habe heute was einkaufen können für unterwegs.
13.Tag -12.06.2014
Bin heute morgen ziemlich lediert losgelaufen. Mein Fuss machte mir Probleme, Blasen und Mückenstiche quälten mich und es war furchtbar schwül. Gemeldet waren Gewitter und bewölkt, aber
es war wieder kein Wölkchen am Himmel. Es war so schwül, dass ich mich nach Regen sehnte.
Die halbe Nacht hab ich mich unruhig hin und her gewälzt und hatte ernsthafte Bedenken, was ich machen sollte, wenn ich beim Wandern in Gewitter oder gar ein Unwetter geraten würde.
Ich durchdachte Pläne und Lösungswege. Wiedermal habe ich sie nicht gebraucht. Umsonst hatte ich Angst und hab mich stundenlang damit beschäftigt. Kann ich nicht ein bißchen gelassener
sein? Gehört Gelassenheit nicht auch zur Selbstfürsorge?? Denn dann hätte ich vermutlich eine erholsame Nacht gehabt. Daran könnte ich noch "arbeiten"...
Die ersten 12 km waren nicht so schön vom Weg her gewesen und ich konnte Fantha kaum losmachen. Dafür wurden wir anschließend entschädigt und durften ein paar Kilometer an einem Fluß entlang
laufen, bei dem Fantha sich dauerhaft abkühlen konnte und ich ihren Rucksack getragen hab.
Gestern war Fantha ziemlich fertig und ich machte mir ein bißchen Sorgen. Im Laufe des heutigen Weges wurde mir klar, dass ich auch deutlich an meine Grenzen gekommen bin und hier eine Notbremse
ziehen muss. Ich bin mental und körperlich ausgelaugt. Habe leider auch bisher keinen anderen Pilger getroffen. Heike musste aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.
Zwangsweise hatte ich mich dann entschlossen, von meinem heutigen Etappenziel in Göresried morgen mit dem bus nach Kempten zu fahren, denn meine Gesundheit hat hier vorrang. Meine Pilgerehre hin
oder her, aber das muss ich jetzt so machen. Mit Erschrecken stellte ich dann fest, dass in Göresried kein Bus nach Kempten fährt. Toller Salat.
Als dann noch bei meiner Unterkunft keiner zu Hause war und ich eine Std. vor der Tür warten musste, war der Tag echt gelungen.
Seltsamerweise kann ich gar nicht sagen, ob mich meine körperliche oder mentale Haltung mehr ausbremst. Werde ich noch herausfinden. Hab jemanden gefunden, der mich morgen an einen Bahnhof fährt,
sodass ich mit dem Zug nach Kempten fahre. Die Pause wird Fantha und mir gut tun und ist dringend notwendig.
14.Tag - 13.06.2014
Netterweise wurde ich heute zum Bahnhof nach oy gefahren und konnte von da aus mit dem Zug nach Kempten. Für Fantha war es das erste Mal und ich war etwas angespannt, wie sie das Zug und Busfahren toleriert. Ich war sehr stolz auf meine Kleine, denn sie hat das ganz entspannt gemeistert.
Ich nächtige nun 2 Tage bei Nici, einem netten Mann, den ich am Campingplatz in Lechbruck kennengelernt hab. Er wohnt in der Kemptener Altstadt und gibt Fantha und mir sein Schlafzimmer für die Zeit.Ich bin ihm ungeheuer dankbar, denn das ist genau das, was ich jetzt brauche.Fantha schläft fast rund um die Uhr und ich freue mich, mich mit jemandem mal auszutauschen.
Fotos von Kempten werden gewiss noch folgen. Hab bisher nur ausgeruht und die Wohnung nicht verlassen.
Pausentag in Kempten - 14.06.2014
Was hat das gut getan!! Ich bin geistig, mental und körperlich wieder mit Energie aufgefüllt. Fühle mich wieder bereit, morgen weiterzulaufen und ich freue mich auch schon wieder drauf. Nici hat mich super versorgt und all meine Klamotten konnte ich mal durch seine Waschmaschine laufen lassen.Juhu!! Für die nächsten Tage keine riechende Kleidung. Seine Eltern durfte ich ebenfalls kennenlernen. Konnte die Wäsche dort trocknen. Selbstverständlich haben wir für Fantha noch Hundefutter und Knochen gekauft. So geht es für Frauchen mit 3 kg mehr im Gepäck morgen weiter. Hab noch nie so eine herzliche, gastfreundliche Familie kennengelernt, die mich gleich morgen früh zum Frühstück eingeladen haben, 10 Euro für die Stiftung, und Fantha und mir Kekse und Hundeleckerlis in der trockenen Wäsche versteckt haben. Ist das nicht wundervoll?
Nici hat mir heut den tollen Wochenmarkt von Kempten gezeigt, den hiesigen Badesee (Fantha war natürlich wieder schwimmen) und die gute Allgäuer Küche.
Anscheinend brauche ich für einen "guten" Weg offenherzige Menschen um mich herum, was mir die letzten Tage gefehlt hat. Vermutlich war ich deshalb nicht so gut drauf. Ich brauche wohl mehr zum Glücklichsein als nur mich selbst und "den Weg". Ich danke wieder sehr für die glücklichen Fügungen, die mir dieser Weg bereitet hat.
15.Tag - 15.06.2014
Mit Freude sind Fantha und ich in den nächsten Wandertag nach Buchenberg gestartet. Heute war mir sehr nach Ruhe und Langsamkeit und ich musste an das Sprichwort "Eile ist des Menschen Irrtum" denken. Ständig schwebte ich im schlechten Gewissen, dass ich doch schneller laufen müsste - was für ein Unsinn. Heuteabend wurde mir klar, dass ich mir heute mit der Langsamkeit treu geblieben bin. Ich werde häufig auf dem Weg gefragt, wieviel km ich denn täglich laufen würde und werde daran bewertet. Wie schön wäre es doch, wenn es nicht immer um (Höchst)Leistung gehen würde. Aber da steht die Gesellschaft und am meisten ich mir noch im Weg...
Zur Freude von Fantha sind wir wieder an einem See vorbeigekommen. Bin sicher, dass sie auf dem Weg nicht nur das Seepferdchen, sondern auch das Goldene Schwimmabzeichen gemacht hat. Es ist so schön, mit ihr alleine Zeit zu verbringen. Da lohnen sich auch die 3 kg Futter zu tragen, die ich heute sehr gemerkt hab.
In Buchenberg bin ich in einem tollen Hotel wieder mit See, aber hier darf Fantha leider nicht rein. Nici hat der Stiftung noch 10 Euro gespendet. Vielen Dank! Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch alle Freunde, Familie, Bekannte und Arbeitskollegen zu Hause, die der Stiftung pro gelaufenen km von mir einen gewissen Centbetrag spenden, sodass hoffentlich eine schöne Summe zusammenkommt. Tausend Dank. Und ohne meine Sponsoren wäre diese Reise nicht möglich geworden.
16.Tag - 16.06.2014
Nach einem super Frühstück sind wir zwei mit Energie wieder losgelaufen. Es ist wirklich unglaublich, welches Glück wir mit dem Wetter haben. Ich kann mich nicht an einen so beständig,
sonnigen Juni erinnern.
Auf den heutigen 17 km gab es keine Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeit, daher musste ich mir ein bißchen Verpflegung einpacken. Hab heut wieder kaum Menschen getroffen. Hab keine
Gelegenheit über ME zu erzählen. Eine Stunde vor dem heutigen Etappenziel knickte ich plötzlich auf gerader Strecke erneut stark um mit demselben Fuß. Der Schmerz war so stark, dass er
mir den Atem nahm, mir schwindelig wurde und ich mich erstmal nicht bewegen konnte. Fantha kam natürlich direkt herbeigeeilt und wollte helfen. Nach ein paar Minuten konnte ich
weiterlaufen. Eine halbe Std. später knickte ich wieder (!!) auf gerader Strecke um mit demselben Schmerz. Ist mir unerklärlich, da ich zuvor in meinem Leben noch nie umgeknickt war. Ich
kann mir bloß erklären, dass durch die Bänderdehnung die Bänder nun so locker liegen, dass die Wanderschuhe da nicht helfen.
So konnte es zumindest nicht weitergehen! Ich rief meine beste Freundin Julia an, die auch Krankenschwester ist und sie unterrichtete mich in Stützverband anlegen. Na prima. Das hieß, den
Rucksack komplett auspacken und einen Stützverband hinkriegen, der keine Druckstellen oder Blasen produziert und dennoch in den Wanderschuh passt. Suboptimal gelang mir dies und ich kam
auch in Weitnau an. Entgegen meines Reiseführers gab es hier auch eine Apotheke und ich hab mir eine Bandage gekauft. Hoffentlich klappt es damit, denn weiteres Umknicken ist wohl eher
ungünstig.
Gerade als ich dabei war, meinen Rucksack auszupacken, kamen tatsächlich 3 Pilgerfrauen vorbei. Ich berichtete mein Leid, sie hörten auch geduldig zu und zogen dann weiter. Sowas gibt es
normalerweise nicht unter Pilgern. Wenn ein Pilger verletzt ist, wird mitgeholfen. Als ich die Damen später im Gasthof wieder traf und ich mich dazu setzte, wurde mir auch schnell klar,
dass das menschlich nicht passte. Schade.
Nun hab ich noch 4 Wandertage - dann bin ich in Bregenz angekommen!! Wenn das mit dem Fuß klappt, schaffen wir das, wobei Fantha auch ziemlich fertig ist. Vielleicht möchte ich von Bregenz noch nach Lindau laufen - auch das Jakobswegziel, welches mittlerweile beliebter als Bregenz geworden ist. Mal sehen.
Ich freue mich auch wieder aufs Nachhausekommen und meine Familie und Freunde in die Arme zu nehmen.
17.Tag - 17.06.2014
Was ich heute alles erlebt habe, würde 10 Seiten füllen. Ich beschränke mich auf das Wichtigste. Zu aller erst sei zu sagen, dass die Bandage gut geholfen hat und ich nicht wieder umgeknickt bin.
Gott sei Dank.
Heute morgen um kurz vor 8 ging es los. Der Touristikverband in Weitnau hat sich auf der Strecke mal was Schönes einfallen lassen, denn entlang der Wanderwege gab es immer kleine Attraktionen
(siehe Fotos).
Irgendwann folge ich dem Muschelwegweiser ganz brav, der aber falsch montiert war und ich lief bergauf in einen Wald auf einem Weg, der irgendwann im Nichts endete. Ich hab mich noch nicht mal
geärgert. Der Umweg von 2 km war mir egal - auch als ich alles wieder zurücklaufen musste. Unten angekommen traf ich auf eine weitere Pilgerin, die gerade im Begriff war, hier hochzulaufen. Diese
Frau wollte morgen Abend in Bregenz sein und lief jeden Tag über 30 km. Sehr sportliches Ziel, wobei sie aus persönlichen Gründen morgen in Bregenz sein will. Sie kämpfte sich fleißig durch und
man merkte ihr an, dass sie keinen weiteren Kilometer als geplant schaffen würde. Irgendwann drehte sie sich zu mir um und sagte, dass sie froh wäre, mich getroffen zu haben, da sie sonst 2 km
hätte mehr laufen müssen.
Dafür hab ich den Umweg gern gemacht. Wir haben dann noch versucht, den Wegweiser in die richtige Richtung zu schieben, aber leider gelang uns dies nicht. Die Pilgerin musste ich leider wieder
ziehen lassen, da ihr Tempo wesentlich schneller war als meines. Ich hab in der letzten Woche viele Pilger getroffen, die eine Woche einen Abschnitt des Weges laufen und zu einem anderen
Zeitpunkt wieder eine Woche weiterlaufen.
Ebenfalls hab ich einen ganzen Bus mit Pilgern getroffen, die jeden Abend im selben Hotel übernachten und vom Bus dann an die verschiedenen Etappen gefahren werden. Eine Woche lang und nächstes
Jahr die nächste Woche.
Ich maße mir nicht an zu sagen, wie man richtig pilgert, aber aus meiner Erfahrung 2010 und jetzt kann ich nur sagen, dass das erfahren, an sich arbeiten und mit sich ins Reine kommen, bei mir
erst nach der ersten Woche beginnt. Ebenfalls geht es ja darum, über längere Zeit seine Kräfte einzuteilen, das Gewicht auf den Schultern zu tragen, die Einsamkeit und die Ungewissheit, wie die
Unterkunft abends sein wird. Aus meiner Sicht ist das einer der wesentlichen Faktoren um sein "Ziel" zu erreichen. Aber jeder muss da seinen eigenen Weg finden.
Irgendwo hinter einem Dorf dachte ich wiedermal, dass ich vom Weg abgekommen war und diesmal reagierte ich genervt. Ich hatte jetzt keine Lust und keine Kraft mehr, wieder runter ins Dorf zu
laufen und so ließ ich mich in dieser verlassenen Gegend auf eine Bank fallen. Ich schaute zum Himmel und sagte, dass jetzt schon hier jemand vorbeikommen müsse, um mir den richtigen Weg zu
sagen. Was ziemlich unwahrscheinlich in dieser Gegend war.
Unglaublicherweise dauerte es keine Minute und es kamen 2 Fahradfahrer, die sich Zeit nahmen und mich auf den richtigen Weg führten! Irgendwo in der Einsamkeit zwischen den Dörfern Geratsried und
Traber machte ich meine besondere Begegnung mit Gott, die mich tief berührte. Die Details darüber werde ich für mich behalten.
Vollkommen erschöpft durch die topographisch, herausfordernde Strecke heute kamen Fantha und ich in dem paar Häuser Dorf "zell" an mit einer super Unterkunft auf einem Bauernhof und Kurheim. Wer mal ne Schrothkur machen will, sollte es hier machen.
Dort traf ich 2 Pilger, den ich meinen super Jakobsweg-Blasentrick erklärt hab, den ich in Spanien gelernt hab. Sie waren sehr dankbar, denn es schmerzte ihnen wohl sehr. Hab dann meine letzte Nähnadel mit denen geteilt. So macht man das unter Pilgern.
18.Tag - 18.06.2014
Ich sitze auf einem Balkon in meiner Pension in Simmerberg bei untergehender Sonne und im Hintergrund läuten die Kuhglocken. Hab mich an die Kuhglocken und das "Grüß Gott" schon sehr gewöhnt -
wird mir bestimmt zu Hause fehlen.
Die Nacht im Bauernhaus verlief leider nicht entspannt, da ich um 3.30 h und 5 Uhr geweckt wurde durch Schritte und das Knatschen im Holzhaus. Den mMrgen erfuhr ich, dass das der Bauer war, da
die Schroth-Kurgäste jede Nacht um diese Zeit einen Wickel bekommen. Außer sonntags darf der Bauer dann jede Nacht aufstehen. Oh je. Ein bißchen kriegte ich Einblick in das Bauernleben und es
scheint wirklich sehr anstrengend.
Wenn ich nach Hause komme, werde ich erstmal einen Beschwerdebrief schreiben über die teilweise unzureichende oder schlechte Beschilderung. 3 km durfte ich heute wieder mehr als geplant laufen - langsam nervt das.
Bei blauem Himmel sind Fantha und ich heute morgen gestartet. Entlang einer Weide hatte ich Fantha "im Fuß" und gerade als sie das Leckerchen nahm, muss sie einen starken Schmerz bekommen haben.
Ob sie einen Stromschlag von dem Weidezaun bekommen hat? Ich weiß es nicht. Zumindest zog sie den Schwanz ein, lief zur Seite und hatte es tatsächlich mit mir verknüpft und dachte, dass ich ihr
so weh getan hätte!!
Ich brauchte ne halbe Stunde bis sie mir überhaupt wieder etwas aus der Hand fraß und mehr als ne Std. bis sie verstanden hatte, dass ich es wohl nicht war.
Tat mir in der Seele weh. Heute abend zeigt sie immer noch in unklaren Momenten Angst - hoffe, dass ich ihr das Morgen wieder nehmen kann.
Meist bin ich ein Mensch, der gerne plant. Nicht ein perfektionistisches Planen, aber so, dass es mir Sicherheit gibt. So hatte ich auch meinen kleinen Plan für heut Nachmittag und Abend. Diesen
warf ich dann etwas zögerlich um, als ich Silvia und Ingrid beim Abendessen traf. 2 Pilgerinnen, die ich den Abend zuvor im Kurheim kennengelernt hatte. Die zwei Schwestern erzählten mir, dass
sie aus Trauer um ihre gestorbene Schwester laufen. Sie ist vor 4 Jahren gestorben mit 45 Jahren an Lungenkrebs und seitdem pilgern sie jedes Jahr einen anderen Weg in Gedenken an sie. Sie
berichteten die Geschichte von der Diagnose bis zu ihrem Tod und ich war tiefberührt von diesem familiären Zusammenhalt und diese enge Bindung zu ihrer Schwester. Es wurde ein tolles Gespräch
über Trauer, Leid und verschiedene Wege der Heilung. Mir hat das intensive Gespräch sehr gut getan und ich bin froh über meine gelernte Flexibilität, Pläne zu ändern.
Wie hätte Hape Kerkeling auf seiner Pilgerreise in Spanien gesagt: "Erkenntnis des Tages:" Um Neues zu erleben, muss man seinen Plan mal ändern! Silvia und ingrid haben 20 Euro für die Stiftung
gespendet. Vielen Dank dafür!
19.Tag - 19.06.2014
Fantha war heute morgen wieder sehr ängstlich und hat gezittert, als ich vom Frühstück hoch kam. Wenn ich nur wüsste, was ihr gestern wiederfahren ist.
Ich wusste mir keinen anderen Rat als möglichst schnell wegzukommen und sie in der Natur abzulenken. Das hatte dann gut geklappt und nach dem ersten großen run auf freier Wiese war wieder
alles gut.
Morgen werde ich Bregenz erreichen! Oh man, wenn kein Umknicken dazwischen kommt, werde ich es tatsächlich schaffen. Bin schon am überlegen, wie es für mich danach weitergeht. Hab ja noch
ne Woche Urlaub. In der Schweiz den Jakobsweg weiterzulaufen kommt jetzt nicht in Frage aus verschiedenen Gründen. Weiß, dass es Samstag und Sonntag in Bregenz wolkenlos bei 26 Grad sein
soll. Perfekt.
Am Samstagabend findet auf dem Pfänder (der letzte große Berg und Aussichtspunkt) ein Sonnenwendenfest statt mit Feuerwerk und gemeinsamem Abstieg im Dunkeln mit Taschenlampen. Spontan
hätte ich Lust, daran teilzunehmen. Schade nur, dass ich keinen kenne. Mal sehen.
Die letzten Tage waren markiert von Sennereien und hier ist eine wichtige Käseregion. Ich war heut zum ersten Mal in einer Sennerei und hab die beste Milch meines Lebens getrunken. Selbst Fantha fand sie super.
Heute nacht schlafe ich zum ersten Mal in einem Pilgerzentrum, was den Flair des spanischen Jakobsweges hat. Wir wurden mit Kaffee und Kuchen begrüßt und es sind tatsächlich noch 10 weitere
Pilger hier.
Nach so vielen Tagen des Alleineseins war mir die Gemeinschaft nach 1 1/2 h zuviel und ich brauchte etwas Rückzug. Bei Fantha hatte ich auch das Gefühl. Teile mein Zimmer nur mit einem Ehepaar.
Das 8-er Zimmer war schon voll.
Scheidegg ist eine Kurregion und bevor ich den Ort erreichte, gab es eine Ansammlung von Kurkliniken, Feriendorf und Freibad in den Alpen. Dort sollte es einen Panoramaweg geben, von dem man den ersten Blick auf den Bodensee erhaschen kann. Das wollte ich unbedingt sehen. Leider bin ich anstatt auf diesen Weg auf einen "Trimm-Dich Pfad" gekommen. Den brauchte ich nun wirklich nicht.
Dann werde ich wohl morgen nach dem größten Anstieg des ganzen Weges auf dem "Pfänder" erst den Bodensee sehen. Der letzte Tag morgen .... zumindest für meinen offiziellen Weg.
20.Tag - 20.06.2014
Es scheint wohl eine besondere Herausforderung für mich auf dem Weg zu sein, dass ich keine Nacht in den letzten 3 Wochen durchschlafen konnte. Im Schlafsaal wurde geschnarcht - trotz Ohrenstöpsel hatte ich da wenig Chancen. Gestern am Feiertag war es wohl Tradition in dem Ort, dass nach Morgengrauen eine Blaskapelle weckt, die ausgerechnet in meinem Gasthof geendet hat. So konnte ich von jeder Nacht Erlebnisse erzählen.
Heute begann der letzte Tag der offiziellen Reise!! Es war der erste Tag seit 3 Wochen, der nicht sonnig startete. Die Wanderung war schön und heute waren meine Gedanken dabei, wie es für
mich nun weitergeht. Als ich den ersten Ort in Österreich erreichte, hatte ich schon feuchte Augen und beim ersten Anblick auf den Bodensee ebenfalls.
ICH BIN DA!!! In Bregenz. Fantha und ich haben es geschafft. Dennoch spüre ich ganz deutlich, dass meine Reise hier noch nicht zu Ende ist. Ich werde wahrscheinlich einen Tag in Bregenz
bleiben und am Sonntag weiterziehen. Wohin muss in mir noch reifen - werde ich morgen festlegen.
Als ich in Bregenz eintraf, wurde ich überflutet von Lärm und Menschen und sehnte mich nach den Kuhglocken auf den Weiden. Am liebsten würde ich heute feiern. Werde ich nachholen, wenn ich nach Hause komme.
21. Tag - Pausentag in Bregenz
Nachdem ich mich an die Lautstärke und die Menschen gewöhnt hatte, ist Bregenz eine wundervolle kreative Stadt. Glück hatte ich auch mit meinem Hotel, von dem Alles (Bodensee, Innenstadt, Hafen,
Pfänderbahn) in weniger als 5 Minuten zu erreichen ist. Fantha war schon schwimmen und ich hab mir die Stadt angesehen. Zwischendurch immer kleine Schläfchen, da ich schon sehr müde bin.
Wie gestern bereits erwähnt, ist der Weg hier für mich nicht beendet. Ich bin in vielen Prozessen drin und möchte diese ungern unterbrechen und vielleicht noch welche in der kommenden Woche zu
Ende bringen.
Nun gibt es unendliche Varianten. Ich könnte den Jakobsweg in der Schweiz weiterlaufen - da brauche ich unbedingt einen Schlafsack, den ich in Lechbruck schon nach Hause geschickt habe und es
wäre teurer usw.
Ich könnte zum Ammersee fahren und diesen umlaufen oder dahin fahren, wo ich an meinem Auto in Pullach wieder ankomme. Wäre auch witzig. Aber ich habe mich für die Route entschieden, für die ich
den meisten Mut brauche und die mir am schwersten fällt.
Ich werde mich morgen wieder auf den Weg nach Kempten machen und die 90 km zurücklaufen. Ich habe noch einiges mit diesem weg zu klären...
Für mich braucht das den meisten Mut, da ich mich bewusst entscheide, in die ANDERE Richtung zu gehen. Und ich entscheide mich bewusst dazu, eine weitere Woche allein zu sein, da ich keinen
finden werde, der dies ebenfalls tut. Außerdem hab ich keine Beschilderung und muss nach Erinnerung laufen. Ich hab Bauchkribbeln, wenn ich daran denke. Genauso wie vor Beginn der Reise.
Weiter gehts... morgen... in die nächste Herausforderung. Ist das Leben nicht auch so?
22.Tag - 22.06.2014
In der Früh ging es mit hoher Motivation wieder los. Erstmal mit der Seilbahn auf den Pfänder hoch - auch das hat Fantha super gemeistert.
Es war genau die richtige Entscheidung, den Weg wieder zurück zu gehen - es fühlte sich richtig gut an. Bewusst hatte ich einen Endpunkt gewählt, an dem ich auf dem Hinweg nicht
übernachtet hatte. Die letzten 5 km musste ich wieder was kämpfen, aber das kenne ich bereits. So hab ich auch die 18 km wieder rausgeholt,die ich damals mit dem Zug nach Kempten gefahren
bin.
Am Endziel in Weiler angekommen lernte ich auf der Suche nach Essen Tim und Stefan kennen - ein Australier und ein Deutscher und hatte mich spontan mit denen zum Abendessen verabredet.
Das war gut so, denn meine bed & breakfast Unterkunft war im Negativen der Knaller.
Es war bei einer spanischen Oma (sehr kulturell hier in Weiler), die wohl einen kleinen Tick hatte. Dazu komme ich gleich. Das Badezimmer war ein sehr schmaler Gang. Die Rückwand der
Treppe zum Speicher ragte heraus, sodass man nicht gerade ins Bad gehen konnte. Um zur Dusche zu kommen, musste man sich noch an der Toilette vorbei hangeln und nach 5 Minuten hatte ich
kein Warmwasser mehr. Es gab kein Fernseher und trotz heißem Wetter war es sehr kalt, sodass ich im Pulli schlafen musste.
Die Spanierin hatte wohl den Tick, dass sie schauen musste, ob ich das Bad ordentlich verlassen habe und was ich gerade mache. Selbst als ich im Bett lag, hörte ich die rumschleichen und
morgens nach meinem Gassigang mit Fantha war meine Zimmertüre offen, obwohl ich sie geschlossen hatte.
Ich verbrachte ein paar std mit Stefan und Tim, der übrigens der erste Australier war, den ich kennenlernte. Er hat schon über 70 Länder bereist und hat sich von allen entschieden, in Deutschland zu wohnen. Wieder am Zimmer bin ich mal meine Finanzen durchgegangen und musste mit Erschrecken feststellen, dass mein finanzielles Kontingent überschritten ist und ich die Reise nicht weiterführen kann. Ich tröstete mich damit, dass ich den eigentlichen Weg ja geschafft habe und versuchen werde, meine Prozesse zu Hause weiterzuführen.
Als ich dies verinnerlicht hatte, wich mein Ehrgeiz und meine ganze Erschöpfung wurde breit. Vielleicht sollte das alles so sein, damit ich mich noch ein paar Tage regenerieren kann, bevor ich wieder arbeite. Bin heute nach Kempten gefahren und werde hier noch pausieren, da ich mir vor Erschöpfung die Autofahrt nach Hause noch nicht zutraue. So meine Reise ist hier beendet. Ich bin sehr stolz auf meine Fantha, wie sie das alles gemeistert hat.
Ich hoffe, dass sich meine Mühe und mein Schweiß gelohnt haben und wir der Stiftung einen schönen Spendenbetrag eingewandert haben. Ich danke ALLEN von Herzen, die was gespendet haben und werden. Die Spendensumme werde ich in der kommenden Zeit bekannt geben.
Ich bin voll Emotionen und aufgewühlt - hab soviel erleben dürfen, dass ich noch Nacharbeitungszeit brauchen werde.
Hier beende ich das Pilgertagebuch und danke allen, die Anteil an unserem Abenteuer genommen haben.
VIELEN DANK an alle Spender, denn dank Eurer Unterstützung konnte über 2200 € für die Stiftung eingesammelt werden!!!
Euch einen großen Dank ( es wollten nicht alle namentlich erwähnt werden - ohne Rangfolge):
Beate Schuhmacher, Wolfgang Meiswinkel, Timo Stötzel, Katja Fajer, Christian Klimaschka, Ingrid Thomas, Hannelore Henrich, Hans Peter Weber, Tanja Jung, Christiane Neurath, Sascha Busch, Hidayet Ates, Kurt Häbel, Christel Rau, Stefanie Schiek, Sigrid Bauer, Annette Gieseler und Familie, Marianne Ihde, Jürgen Reh, Julia Bald, Dr. Christian Breitenbach, Elisabeth und Reinhardt Weber, Anne Tappert, Yvonne Stroede, Betty Otto, Dr. Jens Standop, Nicolas Dolderer, Irene Chojetzki, Ursula Schäfer und Familie, Annette Utsch, Ulrike Schuhmacher, Rebecca Oellers, Maria Göbel-Hüßler,
Sponsoren
Ebenfalls danke ich von Herzen meinen Sponsoren, ohne die ich täglich in einem Zelt hätte übernachten müssen. Vielen Dank für Eure Unterstützung an meinen SUPER Arbeitgeber ( der auch bei harten Schicksalsschlägen hinter einem steht) GHD , meinen "Nachbarn" City4dogs und meinem Lieblingshundefutter "Belcando".