Anne Örtegren: Mach es gut – Lebe wohl!
Januar 2018
Anne, eine schwedische Fürsprecherin für ME/CFS, hat über Jahre hinweg aus ihrem krankheitsbedingten begrenzten Lebensraum, ihrem kleinen Zimmer, mit Anwälten, Patienten, Ärzten und Forschern auf der ganzen Welt kommuniziert - unter anderen auch mit uns.
Sie hat mit ihrem Mut, ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement das Leben vieler von uns bereichert. Anne war ein großes Vorbild und inspirierte uns selbst dazu, in unserem Engagement für Menschen mit ME/CFS nicht nachzulassen.
Ihr Ziel war es, für Menschen mit ME/CFS bessere Bedingungen zu schaffen - vor allem für Schwerkranke. Vor wenigen Tagen hat Anne ihren persönlichen Kampf gegen diese zerstörende Krankheit verloren.
Wir sind in Gedanken bei Anne´s Familie und Freunden.
Liebe Anne,
danke, dass Du uns Deine, von Krankheit stark limitierte Kraft, geschenkt hast, um unser aller Leben lebenswerter zu machen. Wir sind sehr traurig, dass es Dir nicht mehr vergönnt war, ein Medizinsystem zu erleben, dass Dir und allen anderen Betroffenen auf der ganzen Welt, die nötige Empathie, Fürsorge, medizinische und soziale Versorgung entgegenbrauchte, die Du verdient hättest. Auch durch Dein Engagement haben die Initiativen, Mitstreiter, Forscher und klinische Einrichtungen, stark zugenommen, die sich für eine verbesserte Versorgungslage engagieren und an einem besseren Verständnis dieser schweren neuroimmunologischen Krankheit ME/CFS, arbeiten.
Anne litt seit 16 Jahren an Myalgischer Enzephalomyelitis/ Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS). In der Zeit, in der sich ihr Zustand immer stärker verschlechterte, verlor sie auch jede Hoffnung auf Besserung. Sie war schwer an ME erkrankt und litt unter den unerträglichen Symptomen einer Hautkrankheit, bei dem man weder Stoff noch Seide auf der Haut ertragen kann.
Anne, Du bist von Deinem Leid befreit, doch die Zurückgebliebenen trauern um den großen Verlust, den Du mit Deinem Suizid hinterlassen hast.
Auch mit ihrem Tod hat Anne noch an andere gedacht und in einem sehr persönlichen Abschiedsbrief noch ein letztes Mal dazu öffentlich aufgerufen, für Menschen mit ME/CFS eine lebensfähige Zukunft zu schaffen.
In ihrem öffentlichen Abschied ruft sie Entscheidungsträger dazu auf - Geben Sie ME/CFS-Patienten eine Zukunft! Mehr
Ihren Wunsch entsprechend, haben wir ihren Abschiedsbrief an wichtige Entscheidungsträger in Deutschland weitergeleitet, um aufzurütteln.
Licht am Ende des Tunnels
Die Zunahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit, die mithelfen möchten eines, der vermutlich nur noch wenigen großen Geheimnisse in der Medizin zu entschlüsseln – die Ursache und Heilung von ME/CFS – hat stark zugenommen.
Wohlfahrtsorganisationen weltweit werden nicht locker lassen in ihrem Bestreben ihren Mitgliedern bzw. Hilfesuchenden in ihrer Not zu Seite zu stehen und gemeinsam an die Verantwortlichen im Gesundheitssystems heranzutreten, um für eine bessere Versorgungslage und für angebrachte Forschung zu kämpfen.
Anne´s Schritt für einen begleiteten Suizid war ein wohlüberlegter Schritt und ein langer Prozess mit einem langwierigen Gutachterverfahren. Eine solche Entscheidung sollte niemals aus einer akuten Situation getroffen werden.
Hier noch wichtige Informationen – bitte nehmen Sie Hilfe an!
Wo können Suizidgefährdete Hilfe bekommen?
Telefonseelsorge
Telefonnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222
Im Internet unter www.telefonseelsorge.de
Für Kinder und Jugendliche: Deutschen Kinderschutzbund
Rufnummer 0800-1110333