Schaden für das Gesundheitssystem
Mediziner warnen vor Schäden in Milliardenhöhe durch nicht diagnostizierte Erkrankungen, denen immunologische Fehlregulationen zugrunde liegen. Während immer neue Rekordmeldungen über niedrige Krankenstände der Gesundheit der Bevölkerung einen guten Zustand bescheinigen, steigt in den letzten Jahren die Zahl der chronischen Erkrankungen dramatisch an. Der wissenschaftliche Fortschritt ermöglicht es jedoch bei vielen chronischen Erkrankungen - etwa Diabetes mellitus Typ 1, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises etc. – dass die Betroffenen eine deutlich bessere Lebensqualität haben, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Sie können trotz ihrer Beeinträchtigung am Leben teilnehmen.
Dies gilt aber für einige chronische Krankheiten wie beispielsweise ME nicht, weil diese durch das Diagnoseraster unseres Gesundheitssystems hindurchfallen. Das Ignorieren dieser Erkrankungen ist kurzfristig gedacht. Die Psychiatrisierung der chronisch Kranken kostet das öffentliche Gesundheitssystem Millionen, da sie auf diese Weise als psychisch Kranke oder Hypochonder „verwaltet“ werden und schädliche therapeutische Maßnahmen erhalten. Darüber hinaus droht ein hoher Schaden für die Volkswirtschaft dadurch, dass die chronisch kranken Menschen bei falscher Behandlung nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.
Es sei in diesem Zusammenhang auch daran erinnert, dass es in der Medizingeschichte immer wieder Infektionserreger waren, die erst spät als Ursache für vermeintlich unerklärbare Symptome oder psychosomatische Erkrankungen entdeckt wurden. Dieses Phänomen reicht vom Altertum bis in die Moderne. Die Römer hielten die schlechte Luft in den Sümpfen für die Ursache einer geheimnisvollen Fieberkrankheit, daher der Name „Malaria“ (malaria = schlechte Luft). Erst 1880 wurde der Erreger der Malaria entdeckt und es dauerte noch 17 Jahre, bis ein Zusammenhang mit der Anopheles-Mücke als Ursache hergestellt wurde.
Lange Zeit hielt man Stress und psychische Faktoren als Auslöser für einen nervösen Reizmagen, eine Gastritis oder gar Magengeschwüre. Erst vor kurzem fand sich der Zusammenhang mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Die Entdecker erhielten dafür den Nobelpreis für Medizin. Auch Multiple Sklerose wurde zunächst für eine psychosomatische Störung gehalten, während heute niemand mehr bestreitet, dass es sich um eine entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems handelt.